Finanzielle Freiheit – ein fragwürdiger Trend in der Finanzbranche

Finanzielle Freiheit – ein fragwürdiger Trend in der Finanzbranche

finanzielle freiheit - Chairlift, Chair Lift, LiftWer Finanzblogs oder Ratgeber liest kommt an einem Begriff nicht vorbei: Finanzielle Freiheit. Die einen propagieren sie durch extrem sparsames Leben, die anderen durch Unternehmensgründung oder durch Investieren in Aktien. Allerdings ist das nicht so einfach, wie es auf diesen Themen Blogs dargestellt wird. Durch eine dieser Maßnahmen alleine wird man nicht finanziell frei. Man muss an vielen Schrauben drehen, um das zu schaffen. Und das ist sehr viel Arbeit, und keinesfalls einfach nebenher zu erledigen, wie es viele dieser Seiten suggerieren. 

Raus aus dem Hamsterrad – Unternehmensgründung, um finanziell unabhängig zu werden?

Das Hamsterrad als Angestellter wird im Internet als unerträglich dargestellt. Das Angestellten Dasein. als Gefängnis, in dem man seine Kreativität nicht ausleben kann. Die Unternehmensgründung wird als Ausweg aufgezeigt, durch den man sich endlich selbst verwirklichen kann und zudem noch passives Einkommen generieren kann. Denn die Geschäfte führen ja die Angestellten, man selber ist nur der Inhaber (Robert Kiyosaki – Rich Dad, Poor Dad). Doch das steht in keinem Verhältnis zur Realität. Diese Bücher sind Konzeptbücher, und können als Inspiration oder Motivation dienen. Aber nicht als konkretes Umsetzungsbeispiel. 

Eine Existenzgründung ist anstrengend und birgt viel Risiko. Zunächst mal bedeutet Gründen auch mehr Arbeit, als als Angestellter, bevor man sich später eventuell einmal etwas herausnehmen kann. Auch ist es nicht garantiert, dass die Existenzgründung funktioniert. Die meisten Unternehmen gehen innerhalb der ersten 3-5 Jahre pleite. Bis ein Unternehmen so weit ist, das es alleine für eine Person Einkommen generiert dauert es einige Jahre. Und dann muss es erst mal für die Angestellten Einkommen „mit-generieren“, die das Business dann ohne großes Zutun des Gründers führen sollen. 

Sollte die Existenzgründung funktionieren und das Unternehmen generiert genügend Einkommen, um Angestellte einzustellen, darf man sich allerdings trotzdem nichts vormachen. Es gibt kein Business, das ohne Führung funktioniert. Ganz ohne Arbeit geht es nicht. Aber man sollte sich auch im Klaren darüber sein, dass ein Leben ohne Aufgabe langfristig nicht unbedingt erstrebenswert ist. Kurzfristig mag das alles interessant sein, aber langfristig kein Projekt zu haben, während alle anderen arbeiten, ist deprimierend.

Wer also den ungemütlichen Weg einer Unternehmensgründung gehen will sucht sich also im besten Fall, und da hat Herr Kiyosaki recht, eine Unternehmung aus, die nicht direkt von der Person des Gründers abhängig ist, sprich keine selbstständige Tätigkeit (wie Anwalt, Steuerberater, Arzt, o.ä.). Besser geeignet sind Handelsunternehmen, ein Online Business, Webseiten, Bücher, Franchise o.ä.. Im Prinzip eignet sich alles, was skalierbar ist. So bleibt man später zumindest flexibel, was seine Arbeitszeiten und seinen Arbeitsort angeht.

Reich sparen verfehlt den Zweck

Wenn man sich einfach so reich sparen könnte, wie die Frugalisten oder die Fans der Frührente das propagieren, würde es wohl jeder wissen. Doch das Konzept wird nicht aufgehen. Wer nichts zu tun hat bekommt zusätzliche Konsumideen. Denn was lässt sich in der Freizeit schon ohne Geld machen? Und mit steigender Lebenswerartung der Menschen, kommen eventuell viele weitere Konsumjahre hinzu, in denen von der Rente gelebt werden muss. Reich sparen verfehlt außerdem den Zweck. Denn der Zweck ist das Leben zu genießen und Spaß zu haben. Wenn man sich allerdings jahrelang entbehrt und kein Geld ausgibt hat man in diesen Jahren wenig Spaß bis gar keinen Spaß. Es könnte zudem sein, dass sich der ein oder andere aus dem Bekanntenkreis abwendet. Extreme Sparsamkeit, Entbehrung und Geiz gehen auf Kosten der Lebensqualität. 

Sinn macht, auf unnötige Ausgaben, wie ständiges auswärts Essen oder zahlreiche Coffee-to-gos zu verzichten. Aber der ein oder andere Kaffee mit Freunden ist gesund und tut dem Gemüt gut. Es kommt eben auf ein gesundes Verhältnis an. 

Reich werden braucht Zeit, viel Zeit

Viele Finanzbücher und Blogs suggerieren dass man durch smartes Investieren in Aktien oder Immobilienreich werden kann. Allerdings ist das für den durchschnittlichen Provatanleger gar nicht möglich. Denn dazu würde es eine beträchtliche Summe Anfangskapital benötigen. Sobald man sich Geld von der Bank leihen muss, geht es schon nicht mehr so schnell. Denn diese Geld kostet eben auch Geld und muss zusätzlich zum Darlehen zurückgezahlt werden. Also schnell wird niemand ohne Startkapital reich. Und wer startet schon seinen Vermögensaufbau mit viel Startkapital?

Trotzdem macht investieren in Aktien aber Sinn, da dies historisch gesehen die lukrativste Anlageklasse ist. Auch und vor Allem für den Privatanleger. Ein Privatanleger, der also Vermögen aufbauen will, investiert hier am Besten, wie von Gerd Kommer in seinem Buch „Souverän investieren“ suggeriert, in ein weltweit diversifziertes ETF-Portfolio. Aber hier muss man eben Zeit mitbringen. Das Vermögen wird im langfristigen Durchschnitt (in 20-30 Jahren) wachsen und Finanzkrisen überstehen. Aber dafür muss das Geld eben langfristig angelegt sein. 

Fazit

Das gesunde Verhältnis auf dem Weg zur finanziellen Freiheit ist das Wichtigste. Und deshalb muss man eben auch an so vielen Schrauben drehen. Diese Schrauben können sein: unnötige Ausgaben streichen, ein smartes Geschäftsmodell gründen, intelligent investieren und langfristig planen. Nur so lässt sich ohne in ein Extrem abzurutschen, die finanzielle Freiheit erreichen.

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