Überbewertung des Aktienmarktes – droht der nächste Börsencrash wirklich?
Überall ist zu lesen, der Aktienmarkt sei derzeit total überbewertet. Wer jetzt einsteigen will hat Sorge zu teuer zu kaufen und Verluste zu machen. Aber was ist wirklich dran an den Vorhersagen?
Börsen-Crash-Prognosen
Solche Crash-Prognosen gibt es seit einiger Zeit immer wieder. Steht denn nun der nächste Crash bevor? Kann man das wirklich vorhersehen und wäre so ein Crash wirklich schlimm für den Privatanleger?
Börsencrashs gab es in der Börsengeschichte immer wieder. Allerdings erholten sich die Kurse immer wieder. 1987 brach der Dow Jones an nur einem Montag um 20% ein, erholte sich aber innerhalb eines guten Jahres wieder. Im Jahr 2000 platzte die Dotcom-Blase und der entsprechende Index (Nemax, New market index, wurde nach der Krise geschlossen) sank in den folgenden 2 Jahren um knapp 80%. Es dauerte einige Jahre, aber auch diese Verluste wurden wieder wettgemacht. Bei der 2007/2008er Immobilienkrise in den USA verloren viele Privatanleger ihre Häuser, da sie ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Der Höhepunkt der Krise war die Pleite der Lehmann Brothers Bank in 2008. Seit 2009 erholen sich die Kurse allerdings stetig und ohne größere Rückschläge. Dieser Aufwärtstrend ist bis heute aktuell. Aktien produzieren langfristig eine 6x so hohe Rendite, wie risikofreie Anlagen (Anleihen, Tagesgeldkonten oder Sparbücher). Darin sind die Verluste aus den Börsencrashs miteingeschlossen.
Den Aktienmarkt richtig bewerten
Es ist schwer anhand von Indizes, wie dem DAX, den Markt zu bewerten. Denn bereits die Inflation sorgt dafür, dass diese Indizes immer wieder neue Höchstwerte erreichen. Selbst wenn der Markt unterbewertet ist, kann das der Fall sein. Die Indizes bieten eine grobe Einschätzung, aber sind keine genaue Bewertungskennzahl. Um die Bewertung des Marktes genau zu berechnen nimmt man besser das Markt-KGV, das Kurs-Gewinn-Verhältnis des entsprechenden Marktes. Man berechnet das Markt-KGV des ausgewählten Stichtages und vergleicht dieses mit dem langfristigen Mittelwert des Marktes. So erfährt man, ob das Kurs-Gewinn-Verhältnis durchschnittlich, überdurchschnittlich oder unterdurchschnittlich ist. Als zweite Kennzahl kann man das Kurs-Buch Verhältnis hernehmen. Der Durchschnitt beider Kennzahlen gibt dir eine sehr genaue Bewertung der aktuellen Marktsituation.
Für den weltweiten Aktienmarkt bedeutet das beispielsweise aktuell (die Werte erhaltet ihr unter anderem auf den Webseiten der Fondsanbieter oder bei Morningstar):
KGV weltweiter Aktienmarkt MSCI ACWI IMI : 16,06 (31.12.2018)
langfristiger Mittelwert (10 Jahre): 15,2
Bewertung: +6%
Kurs-Buch-Verhältnis: 2,07 (31.12.2018)
langfristiger Mittelwert (10 Jahre): 1,9
Bewertung: +9%
Durchschnitt beider Kennzahlen: 8%
Zum Jahreswechsel ist der weltweite Aktienmarkt also um 8% überbewertet im Vergleich zu seinem langfristigen Mittelwert. Eine Überbewertung von 8% ist nicht gerade dramatisch, wenn überhaupt wohl eher leicht erhöht. Es ist also kein Anzeichen für einen Börsencrash erkennbar. Und im Gegensatz zur allgemeinen Annahme würde einem Privatanleger, der gerade erst einsteigt, bzw. der weniger als die Hälfte seines lebenslangen Sparvolumens investiert hat, ein Börsencrash gut tun. Er kann anschließend für lange Zeit günstig einkaufen und somit wohl insgesamt ertragreicher investieren.
Gefühlt ist immer der falsche Zeitpunkt zum investieren
Oft trügt uns unser Gefühl. Denn „gefühlt“ ist immer die falsche Zeit zum Investieren: Entweder sind die Aktien laut Experten zu teuer oder man sollte besser abwarten, bis sich die Märkte wieder beruhigen. Den perfekten Zeitpunkt zum Investieren gibt es nicht. Im vergangenen Jahr waren alle drei Haupt-Asset-Klassen überbewertet: Immobilien, Aktien und Anleihen. Dennoch sollte man diese Bewertungen objektiv betrachten. Denn die Alternative wäre nicht zu investieren, was nicht möglich ist. Denn nicht zu investieren bedeutet das Geld auf dem Giro-oder Tagesgeldkonto liegen zu lassen und dort ist es ebenfalls investiert, allerdings zu nahezu 0% Zinsen und die Inflation lässt es stetig weniger werden.